"Es berührt mich immer sehr, wenn ein Mensch wirkliche Hilfe erfährt - ob in materieller oder seelischer Not. Und das konnte ich in meiner Zeit im Caritasverband immer wieder erleben," sagt Manfred Simon. Auf die untrennbare Verbindung zwischen Verkündigung und tätiger Nächstenliebe hatte er auch in seiner Predigt beim Abschiedsgottesdienst verwiesen: "Wer Gottes Wort verkündet, muss seine Worte auch mit Taten belegen, wenn er die Herzen der Menschen erreichen will. Verkündigung ohne Nächstenliebe - das geht nicht. Und das gilt auch umgekehrt."
Natürlich setzte sich Manfred Simon als Aufsichtsratsvorsitzender auch permanent mit der "Gratwanderung zwischen Nächstenliebe und Wirtschaftlichkeit" auseinander, die soziale Arbeit heute zu leisten hat. Im Gottesdienst warnte er "vor der Versuchung einer gewinnorientierten Wohltätigkeitsökonomie im Strom des Marktes." Die Spannung zwischen praktischer Nächstenliebe und Wirtschaftlichkeit könne einen zerreißen.
Umso bemerkenswerter ist all das, was unter seinem Vorsitz im Caritasverband Worms entstehen und auf den Weg gebracht werden konnte. Caritasdirektor Georg Diederich gab dazu Beispiele: Im Burkhardhaus finden durch den Ausbau jetzt 93 Menschen ein Zuhause für den Lebensabend. In der Wohngemeinschaft Sankt Nikolaus können 23 an Demenz erkrankte Menschen miteinander in größtmöglicher Selbstbestimmung leben. Im Bau sind barrierefreie Mietwohnungen und eine Tagespflegeeinrichtung für Seniorinnen und Senioren am Wolfsgraben, wo der Verband mit dem Sozialkaufhaus CarLa auch Arbeitslosen eine Perspektive bietet. Das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Marien wurde umgebaut, ebenso der Marienhof in Armsheim, in dem nun minderjährige unbegleitete Flüchtlinge Begleitung finden. Umgebaut wurde auch das gleis 7 in der Renzstraße, wo nun ein inklusives Café und die Beratung psychisch oder an Sucht erkrankter Menschen ihren Platz haben. Als Pfarrer in der Liebfrauengemeinde sei Manfred Simon zudem auch ein wichtiger Partner des Caritasverbandes in der Stadtteilarbeit im Nordend gewesen, etwa mit dem Wormser Kindertisch und dem Gesundheitsladen.
Georg Diederich schenkte Manfred Simon zum Abschied einen barmherzigen Samariter aus Bronze – als Zeichen des bleibenden Guten, das in diesen elf Jahren für die Menschen entstanden ist - und dankte ihm herzlich für seine große Unterstützung - insbesondere dafür, dass er die Arbeit auch dann mitgetragen habe, "wenn die Wege mal nicht so einfach und gerade verliefen". Er unterstrich das mit der Geschichte von den Spuren im Sand: Der Mensch fragt Gott: "Wo ist denn, Gott, deine Spur in meinem Leben, als es mir schlecht erging? Gerade da sehe ich nur eine Spur im Sand, ansonsten erkenne ich immer zwei. Gott antwortet: "Das ist die Zeit, in der ich dich getragen habe".
Patricia Mangelsdorff, Freie Mitarbeiterin