Worms, 12. Dezember 2018: Während sich der Verein Rheinhessenhospiz e.V. in der Öffentlichkeit für den Standort Eppelsheim eingesetzt hat, haben die Träger der Ökumenischen Hospizhilfe Worms sich noch einmal Gedanken über einen Alternativstandort in Worms gemacht.
Die Ökumenische Hospizhilfe, die vom evangelischen und katholischen Dekanat und den Wohlfahrtsverbänden Caritasverband und Diakonischem Werk getragen wird, hat bereits vor Monaten das Gespräch mit dem amtierenden Oberbürgermeister Kissel gesucht und nach möglichen Standorten für ein stationäres Hospiz in Worms Ausschau gehalten. "Wir sehen den Standort eines stationären Hospizes in Worms, in der Stadt, mitten im Leben", so Georg Diederich, Caritasdirektor in Worms.
So haben die Beteiligten gemeinsam den Standort Hochstift in Augenschein genommen. Das Hochstift hat seinen Betrieb im Frühjahr 2018 geschlossen, alle Abteilungen sind in das Haupthaus auf der Herrnsheimer Höhe gezogen. Aktuell befinden sich im Gebäude A des Hochstifts noch niedergelassene Ärzte, die ihre Praxen aber auch spätestens im Frühjahr 2019 aufgeben werden.
Das Gebäude steht also leer und es gibt noch keine Perspektive, was mit dem Hochstift passieren wird. Mitten in der Stadt gelegen ist das Hochstift bestens aus dem Stadtraum und aus der Region erreichbar. Die Nähe zum Bahnhof und die gute Busanbindung sind ein Faktor, der in die Überlegungen miteingeflossen ist. So wäre das Hochstift für alle Besucherinnen und Besucher, für Angehörige und Betroffene bestens erreichbar. Die historische Umgebung des Hochstifts, die durch eine gute Infrastruktur ergänzt wird, bietet viele Einkaufsmöglichkeiten und die Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein.
Das Hochstift hat insgesamt sieben Etagen. Für das stationäre Hospiz kämen die obersten drei Etagen in Frage. "Die großzügige Dachterrasse hat ihren ganz eigenen Charme. Man kann über ganz Worms schauen, hat den Dom und die Magnuskirche im Blick und kann diesen schweifen lassen" kommentiert der evangelische Dekan Harald Storch den Ausblick. Hier könnten Aufenthaltsräume entstehen für die Mitarbeitenden, Schulungs- und Aufenthaltsräume, vielleicht auch ein kleines Café, das mit dem Aufzug zu erreichen ist.
In den beiden darunterliegenden Stockwerken würden die Gästezimmer für die Menschen entstehen, die ihre letzte Reise antreten. Insgesamt würden so zwölf Einzelzimmer entstehen, die mit einem zweiten Zimmer verbunden sind, in dem Angehörige übernachten könnten. Verbunden wäre das Ganze dann mit einem kleinen Flur und einem Sanitärbereich.
Die bestehenden Balkone könnten verlängert werden. So könnten die Bewohnerinnen und Bewohner des Hospizes von jedem Zimmer aus mit ihrem Bett auf den Balkon geschoben werden.
Im kleinen Innenhof, der zwischen den Gebäuden des Hochstifts liegt, könnte eine kleine Parkähnliche Anlage gebaut werden. "Die Menschen brauchen etwas Grünes, einen Baum, eine Pflanze" berichtet Jutta Herbert, Gemeindepfarrerin bei der Magnusgemeinde und Mitbegründerin der Ökumenischen Hospizhilfe. So entstünden oft Gespräche mit Patienten, die schwerkrank sind und bald sterben werden: "Es muss auch keine große Parkanlage sein, ein kleines Gärtchen genügt oft schon und die Menschen öffnen sich und erzählen von sich. Von ihren Ängsten, ihren Wünschen und dem, was sie bewegt", so die Pfarrerin. Zusätzlich zum Garten innerhalb des Geländes bietet die Grünanlage um den Stadtmauerring und der Weinberg Luginsland unmittelbar am Haus auch eine weitere attraktive Parkanlage.
Im Haus blieben noch weitere Stockwerke, die genutzt werden könnten. "Die Ambulante Ökumenische Hospizhilfe, die momentan im Lutherring untergebracht ist, könnte auch umziehen", so Dompropst Schäfer. Die räumliche Anbindung an das stationäre Hospiz könnte sich auch positiv auf die Arbeit der ambulanten Ökumenischen Hospizhilfe auswirken. Gemeinsame Schulungen und Veranstaltungen der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wären eine Möglichkeit.
Auch Gespräche mit anderen Trägern der Sozialen Arbeit in Worms wurden schon geführt. "Auf der Suche nach Mitstreitern haben wir auch gezielt Kolleginnen und Kollegen anderer Wohlfahrtsverbände angesprochen, ob sie sich vorstellen können, den Standort mit zu nutzen" erzählt Klaus Engelberty, Leiter des Diakonischen Werkes Worms-Alzey, "die Lebenshilfe und der Arbeitersamariterbund sind zwei Einrichtungen, mit denen wir uns regelmäßig austauschen und mit denen wir eng zusammenarbeiten".
Das Hochstift könnte so mit vielen Kooperationspartnern zu einem Ort des Lebens und der Hilfe werden. Verschiedenste Beratungsangebote und Hilfeleistungen unterschiedlichster gemeinnütziger Anbieter, die sich ergänzen könnten das Hochstift wieder aufblühen lassen. Für diese Idee habe man versucht, auch den Verein Rheinhessenhospiz zu gewinnen.
"Gemeinsame Gespräche mit dem Rheinhessenhospizverein e.V. konnten die Mitglieder bzw. den Vorstand leider bislang nicht überzeugen. Daher wollen wir noch einmal eine breitere öffentliche Diskussion anstoßen und für den Standort Hochstift werben", kommentiert Dompropst Tobias Schäfer die Idee, die hinter dem Pressegespräch am 12.12.2018 steckt.
Die ambulante Ökumenische Hospizhilfe ist seit 22 Jahren in Worms aktiv. Sie begleitet Menschen in Worms in den Phasen schwerster Krankheit und im Sterben unabhängig ihres Aufenthaltsortes. Über 60 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind hier aktiv und werden von hauptamtlichen Koordinatorinnen begleitet und unterstützt. Ein aktiver Förderverein unterstützt die Arbeit.