Ästhetik von Erregern in Emaille gebannt
Dr. Noris von Schumann stellt über dem Café "gleis7" in Worms aus
Worms. Eine neue Ausstellung ist über dem Wormser Café "gleis7" zu sehen - mit ganz anderen Werken als bislang in den Fluren der Caritas-Einrichtung gezeigt: Dr. Noris von Schumann zeigt unter dem Titel "med-emaille" bis 5. März 2026 ihre Interpretation der "Schönheit krankhafter Veränderungen". In Emaille-Arbeiten bannt sie Abbildungen von Erregern, bildgebenden Verfahren und Strukturen im Körper. Ihr Medium: recycelte Herddeckel, die zu neuem Leben mit Aussagekraft erwachen.
Dr. Noris von Schumann und ihr Ehemann Dietmar Günster-von Schumann stellen ihre Werke bis März 2026 über dem Café „gleis7“ in Worms aus. © Caritasverband Worms e.V.
Was vielen noch als Material aus früheren Zeiten bekannt ist, war für Dr. Noris von Schumann lange Zeit ein Hobby, das ihr Ausgleich neben ihrer Arbeit in der eigenen Tierarztpraxis in Speyer bot: das Emaillieren. In einer Werkstatt in Bellheim lässt sie ihre Darstellungen brennen - allein schon wegen der 60 mal 60 Zentimeter Größe eine Herausforderung. Und die Darstellungen haben es in sich: Denn Dr. Noris v. Schumann holt sich Inspiration aus medizinischen Fachzeitschriften, um "möglichst viele Menschen für die latente Kunst in der Medizin zu begeistern", wie sie sagt.
So findet sich etwa eine Angiografie des Herzens in der Ausstellung, "die wunderbar korrespondiert mit einer Holzarbeit von Dietmar Günster-von Schumann", wie Laudatorin Sigrid Spiegel bei der Vernissage anmerkte. Der Ehemann der Künstlerin, eigentlich Goldschmied mit eigenem Atelier, bereichert die Ausstellung mit weiteren passenden Arbeiten, die sich gut einreihen etwa neben Darstellungen der Infrarot-Thermografie, Legionellen - stäbchenförmige Bakterien, die als Erreger der Legionellen-Krankheit unsichtbar bleiben -, Ebola-Viren oder synaptische Verbindungen im Gehirn. Gerne beantwortete Dr. von Schumann Fragen zu ihren Werken und erläuterte die Entstehungsgeschichte der besonderen Arbeiten, die mit ihrem ganz eigenen Reiz naturwissenschaftlich Interessierte ebenso begeistern wie Kunstfreunde und Menschen mit einem Hang zu Individualität und Skurrilität. Entsprechend unterhaltsam klang die Vernissage zu "med-emaille" in entspannter Atmosphäre und mit viel gelobter Bewertung durch das Team des Cafés "gleis7" aus.
Die Ausstellung
Die Ausstellung "med-emaille" im Psychosozialen Zentrum im Obergeschoss über dem Café "gleis7" (Renzstraße 3, Worms) ist bis 5. März 2026 montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei, der Zugang barrierefrei.