"Es bleibt unsere Aufgabe, an die Ränder zu gehen und Solidarität über Grenzen hinaus zu leben; es ist entscheidend, uns dafür mit Partnern aus Politik, Wissenschaft und Stiftungen zu vernetzen und es ist unabweisbar, über Prioritäten und Spielräume zu debattieren: In einer Zeit, in der lange scheinbar Selbstverständliches für die Zukunft gesichert und Problemlösungskompetenzen neu erworben werden müssen, muss die Caritas Sturmfestigkeit neu entwickeln", betonte Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes zum Abschluss der diesjährigen Delegiertenversammlung.
Zukunftsfeste Neuaufstellung
"Wir werden im Wahljahr 2025 erleben, dass Sozialversicherung und Freie Wohlfahrtspflege als Grundpfeiler unserer sozialen Ordnung von extremen Kräften in Frage gestellt werden. Deshalb ist es unabweisbar, dass wir in der Caritas unsere Netzwerke stärken." Zur Zukunftsfestigkeit gehört die Neuaufstellung der Ordnung des Verbandes. Überdiözesan tätige große Träger wie das Dominikus-Ringeisen-Werk oder die Liebenau Stiftung sind nun mit eigener Stimme in den Verbandsgremien vertreten. Gleichzeitig wird die Mitwirkung der Caritas auf Ortsebene in der Delegiertenversammlung gestärkt.
Strukturelle Veränderungen bei den Einrichtungen
Erstmals waren in Cottbus zehn Vertreter von großen überdiözesan tätigen Trägern als Delegierte vertreten. Damit reagiert die Caritas in Deutschland auf strukturelle Veränderungen in der Einrichtungslandschaft. Katholische Krankenhäuser und Einrichtungen der Eingliederungshilfe sind heute nur noch selten in Trägerschaft von Pfarrgemeinden und kleinen Ordensgemeinschaften, oft werden sie von Stiftungen, gGmbHs oder anderen Gesellschaften geführt, in denen Knowhow standortübergreifend gebündelt wird. Die großen Träger sind Arbeitgeber für den Großteil der über 700.000 Mitarbeitenden der verbandlichen Caritas in Deutschland.
Elke Gundel von der Stiftung Liebenau: "Als große Träger sind wir Teil der verbandlichen Caritas und teilen ihre Ziele und Werte. Es ist gut, dass wir jetzt auch in den Entscheidungsgremien Verantwortung übernehmen können. Für uns ist es wichtig, dass Sozialpolitik und unternehmerische Belange zusammen gedacht werden. Nur mit stabilen Rahmenbedingungen können wir unsere sozialen Angebote nachhaltig und stabil bereitstellen."
Agenda für Jahreskampagne 2025 beschlossen
Auch inhaltlich hat sich die Caritas für das Wahljahr aufgestellt. Mit dem in Cottbus verabschiedeten Agenda-Papier hat die Caritas in Deutschland das Leitmotiv ihrer Jahreskampagne 2025 beschlossen, das Anfang Januar öffentlich vorgestellt wird.
Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg würdigte in ihrer Rede den Beitrag der Caritas zum sozialen Frieden in Deutschland: "Die Stimmungslage in diesem Land ruft nach Sündenböcken. Dazu werden die Schwachen in unserer Gesellschaft gemacht: Migranten, Langzeitarbeitslosen, LGBTQ, Behinderte, Obdachlose, psychisch Kranke. Sie als Caritas sind mit Ihrer Arbeit für die Bedürftigen in unserem Land ein Bollwerk gegen Spaltung und Polarisierung."
Das internationale Engagement der deutschen Caritas würdigte in Cottbus Pater Vyacheslav Grynevych, Direktor von Caritas SPES Ukraine: "Solidarität ist, wenn einem nicht nur zugehört wird, sondern man auch gehört wird. Es ist, wenn ein ausländischer Kollege Ukrainisch lernt, wenn er sich für die Kultur interessiert. Wenn man auf die Unterstützung von Menschen in Not zählen kann. Das ist die Art von Freundschaft und Solidarität, die wir heute dank Ihnen bei der Caritas erleben."
Der Deutsche Caritasverband vertritt mehr als 6.000 Träger und 25.000 Einrichtungen und setzt sich gemeinsam mit bundesweit über 700.000 Mitarbeitenden und mehreren Hunderttausend ehrenamtlich Engagierten in Deutschland und weltweit für eine solidarische Gesellschaft ein. Zahlreiche Vereine, Kirchengemeinden, Stiftungen, Ordensgemeinschaften und gemeinnützige Kapitalgesellschaften leisten unter dem Dach der Caritas ihren Beitrag zur sozialen Infrastruktur in Deutschland. In der Delegiertenversammlung, die einmal im Jahr zusammenkommt, sind alle Gliederungen und Mitgliedsgruppen des Deutschen Caritasverbandes, Deutschlands größtem Wohlfahrtsverband, vertreten.
In diesem Jahr fand die Versammlung vom 15. bis 17. Oktober in Cottbus statt.