Mainz. Neben einer stärkeren gesellschaftlichen Wertschätzung und einem Kraftakt aller beteiligten Akteure fordert er vereinfachte Zugangswege in den Pflegeberuf, beispielsweise für Pflegekräfte aus Nicht-EU-Ländern.
Foto: Caritas Altenhilfe St. Martin Rheinhessen gGmbH
Mit Blick auf den Tag der Pflege - wie ist die Situation bei Ihnen in den Einrichtungen?
Unsere Mitarbeitenden haben in den letzten zwei Jahren Unglaubliches geleistet: Die Qualität und Zuwendung in der Pflege wurde trotz Pandemie, Personalengpässen und zeitweisem Besuchsverbot in den Einrichtungen aufrechterhalten. Da habe ich eine riesige Solidarität erlebt: Bis hin zur Verwaltung und befreundeten Einrichtungen haben sich die Mitarbeitenden gegenseitig nach Möglichkeit unterstützt und sind eingesprungen, wo Not war. Da haben auch die Angehörigen gesehen, mit wieviel Herz für die Bewohnerinnen und Bewohner unsere Mitarbeitenden ihren Beruf ausüben. Hier ist ganz viel Teamgefühl entstanden. Das haben auch unsere Auszubildenden erlebt, die nach erfolgreicher Prüfung gerne bei uns bleiben. Aber das hat auch eine Kehrseite, da es in diesem Beruf durch das große Verantwortungsbewusstsein verständlicher Weise schwerfällt, sich abzugrenzen und auf das eigene Wohl zu achten. Uns fehlen einfach Arbeitskräfte, und wir können - wie andere Einrichtungen auch - freie Stellen nur schleppend besetzen.
Was machen Sie konkret als Arbeitgeber für die Pflegekräfte und was tun Sie, um neue Arbeitskräfte zu gewinnen?
Vordringlich arbeiten wir an einem verlässlichen Dienstplan: Wo frei draufsteht, sollte auch frei drin sein. Wir investieren in Fortbildung und versuchen, durch ein breit gefächertes Angebot berufliche Weiterentwicklung zu ermöglichen. Die Caritas hat einen attraktiven Tarifvertrag und wir sind fehlerfreundlich: Offene gegenseitige Rückmeldungen und eine gute Führungskultur ermöglichen gemeinsames Lernen und Weiterentwicklung der Einrichtungen und ihrer Menschen. Und nicht zuletzt bieten wir Exerzitien in Form von Oasentagen an: Balsam für die Seele. Bis zu drei Tage pro Jahr sind dafür im Tarifvertrag der Caritas vorgesehen. Das wirkt nach innen und lässt auch neue Mitarbeitende zu uns kommen.
Was müsste getan werden, um mehr Menschen für die Pflege zu gewinnen?
Arbeiten in der Pflege ist anspruchsvoll und zugleich sinnstiftend und bereichernd. Dieses Engagement muss von der Gesellschaft wieder mehr wertgeschätzt werden. Das kann sich in Form einer besseren Bezahlung genauso ausdrücken wie in einer Aufwertung der möglichen Tätigkeiten und genügend Zeit für die anfallenden Pflegeleistungen. Wir müssen die Spirale aus belastenden Arbeitsbedingungen und daraus folgendem Personalschwund durchbrechen. Hier braucht es einen Kraftakt aller beteiligten Akteure, um nicht in einen noch größeren Pflegenotstand zu geraten, wenn in den nächsten Jahren die Babyboomer in Rente gehen. Zusätzlich brauchen wir wegen der demographischen Entwicklung in Deutschland auch Unterstützung von zugewanderten Menschen. Die Einbindung in den deutschen Arbeitsmarkt müsste hier deutlich vereinfacht werden. So kann es zum Beispiel nicht sein, dass Pflegekräfte aus Nicht-EU-Ländern, die bei uns eine einjährige Ausbildung mit Sprachkurs erfolgreich abgeschlossen haben, anschließend keine Arbeitserlaubnis bekommen. Hier ist die Politik dringend gefordert.
Unter dem Dach der Caritas Altenhilfe St. Martin Rheinhessen gGmbH befinden sich das Caritas-Altenzentrum Maria Königin in Mainz-Drais, das Caritas-Altenzentrum Albertus-Stift in Gau-Algesheim, das Caritas-Zentrum St. Alban in Bodenheim mit seinen ambulant betreuten Wohngemeinschaften, die Wohngemeinschaften St. Rochus in Mainz-Mombach sowie das Christophorus-Hospiz in Mainz-Drais mit insgesamt 340 Wohn, Betreuungs- und Pflegeplätzen und 305 Mitarbeitenden.
Interview: Caritasverband für die Diözese Mainz