In einem Benefizkonzert zugunsten der Ökumenischen Hospizhilfe Worms boten sie Kantaten des Komponisten Christoph Graupner, eine von ihnen mit den Anfangsworten "Wer mich findet, der findet das Leben."
Die sieben Sängerinnen und Sänger des Ensemble Paulinum, vier Streicherinnen des Barockorchester Pulchra Musica und Christoph J. Bonath dirigierend an der Orgel verzauberten Zuhörerinnen und Zuhörer fast anderthalb Stunden. Die Erstaufführung dreier Pfingstkantaten war ein Geschenk an sie - und an die Ökumenische Hospizhilfe Worms.
Sie feierte im vergangenen Jahr ihren 20. Geburtstag. Ein Benefizkonzert war schon damals geplant - doch dann kam mit einem anderen Geburtstag das Leben selber dazwischen: Christian J. Bonath wurde Vater. Gibt es ein schöneres Bild für das Anliegen der Hospizbewegung Leben und Tod als etwas Zusammengehörendes zu betrachten?
"Den Tod und Sterbende wieder mitten ins Leben holen..."
Anne Fennel. Leiterin des Diakonischen Werkes Worms-Wonnegau, wies in ihren Eingangsworten darauf hin: Der Ökumenischen Hospizhilfe Worms gehe es um die Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen wie auch darum, "....den Tod und Sterbende wieder an ihren wirklichen Platz zu holen: Mitten ins Leben." Mit unermüdlicher Öffentlichkeitsarbeit habe man sich dafür eingesetzt. "Vor 20 Jahren galten Tod und Sterben noch als Tabu. Seitdem hat sich vieles bewegt. Vieles kann und muss sich aber auch in Zukunft noch bewegen."
Stellvertretend für alle, die die Arbeit der Ökumenischen Hospizhilfe Worms ermöglichen, dankte Anne Fennel insbesondere den Menschen der ersten Stunde: Georg Diederich und Joachim Girrbach für die kirchlichen Verbände, Dekan Harald Storch und Dekan Leonhard Veith sowie Manfred Simon für die beiden Kirchen und Dr. Walter Ferbert, von Beginn an ärztlicher Berater.
Dankesworte für ihr großes Engagement richtete sie auch Gudrun von Heyl, Vorsitzende des Fördervereins der ökumenischen Hospizhilfe Worms und Birgit Volk, Pfarrerin für Alten-Kranken-und Hospizseelsorge. "2016 wurden 200 Patienten begleitet - niemandem mussten wir absagen, dank des unermüdlichen Einsatzes der drei Koordinatorinnen und vieler ehrenamtlicher Mitarbeitender." Sie freue sich deshalb, dass der Erlös des Konzertes vor allem einem weiteren Ausbildungskurs für Ehrenamtliche zugutekommen werde.
"Als wir die Anfrage für dieses Konzert bekamen, war sofort klar: Das machen wir!" Christian J. Bonath brachte uns Zuhörenden die Musik mit lebendigen Erklärungen nah. Ganz zu Unrecht sei der Komponist Graupner heute wenig bekannt. Der Zeitgenosse von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann galt im 18. Jahrhundert als einer der bedeutendsten Komponisten in Deutschland und hat 1400 Kantaten geschrieben. 1723 wurde ihm als Erstem die Stelle des Thomaskantors in Leipzig angeboten. Erst, nachdem Graupner dies wegen seiner vertraglichen Verpflichtung als Hofkapellmeister in Darmstadt ablehnen musste, ernannte man Johann Sebastian Bach.
Ein feines, klares Klangerlebnis verzaubert das Publikum
Christian J. Bonath wies mit seiner eigenen Begeisterung auch Zuhörern mit wenig Vorwissen einen Weg in die Musik. Verständlich und keinesfalls schwülstig solle sie klingen, so habe eine Forderung in der Mitte des 18. Jahrhunderts gelautet. Graupner sei schon ein Teil dieser Entwicklung in der Barockmusik gewesen. Dank des großen Könnens und der Orientierung an historischen Vorbildern verwoben sich Instrumente und ausdrucksvoll vorgetragene Rezitative, Arien und Chorgesang zu einem feinen klaren Klang -"...wendig und durchhörbar..." wie es damals postuliert wurde. Und wie damals bilden auch im Ensemble Paulinum die wunderbaren Solisten den Chor. Auch die großartigen Sängerinnen spiegeln historische Genauigkeit, obwohl Frauen in der Kirchenmusik damals selten waren. Denn Graupner habe zu Beginn seiner Laufbahn für die Oper komponiert - deren Ensemble dann die Kirchenmusik aufführte.
"Klänge erleben" - diesem Motto des Ensemble Paulinum widmeten sich die Musikerinnen und Musiker auch am heutigen Abend mit Hingabe und Können. Und schenkten auf diese Weise, genau, wie Anne Fennel es zu Beginn versprach, der Ökumenischen Hospizhilfe und allen, die dabei waren, einen wirklichen "Ohrenschmaus" zum Geburtstag.
Text und Bilder: Patricia Mangelsdorff
Freie Autorin und Journalistin
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