1080 Mal mehr als reine Verpflegung
Mit dem Wormser Kindertisch endet ein ökumenisches Erfolgsprojekt
Worms. 1080 warme Mahlzeiten, 1080 Essensspenden, 1080 Mal Zeit für Gespräche, Lachen und Gemeinschaft: Nach 15 Jahren endet der Wormser Kindertisch, ein Projekt von Caritasverband Worms e.V., Liebfrauengemeinde, Lukasgemeinde und Freier Evangelischer Gemeinde. "Das sind 1080 Gründe, danke zu sagen", so Caritas-Fachbereichsleiter Georg Bruckmeir beim gemeinsamen Projektabschluss mit Organisator:innen und Ehrenamtlichen. Durch die Ganztagsschulbetreuung mit Mittagessen ab dem Schuljahr 2025/2026 sind die jungen Besucher:innen nun anderweitig verpflegt.
© Archiv/Andreas Stumpf
Ein warmes Essen, jemand zum Zuhören, eine unbeschwerte Zeit in einem geschützten Raum: Was die vielen Ehrenamtlichen, die den Wormser Kindertisch seit 2010 getragen haben, anbieten konnten, ist weitaus mehr als reine Verpflegung: "Da waren Erwachsene, die ansprechbar waren und Kinder erleben ließen, dass Erwachsene ganz unterschiedlich sein und Interesse haben können, an dem, was ein Kind erlebt hat und es umtreibt", beschreibt Georg Bruckmeir. Alles ermöglicht auf Basis von Spenden und ehrenamtlichem Engagement.
Kinder nach der Schule mit Hunger unterwegs
Gemeinsam mit dem damaligen Caritasdirektor Georg Diederich hatte Bruckmeir 2009 die Idee für den Wormser Kindertisch: In verschiedenen Beratungs- und Anlaufstellen wie dem Stadtteilbüro oder der Spiel- und Lernstube Nordend habe sich gezeigt, dass viele Kinder nach der Schule ohne ein Mittagessen unterwegs waren, erinnert er sich. So machte man sich auf die Suche nach Mitstreitern, um ein entsprechendes Angebot auf den Weg zu bringen - und fand sie in Liebfrauengemeinde, Lukasgemeinde und Freier Evangelischer Gemeinde (FEG). "Von Anfang an war es ein gelungenes ökumenisches Projekt auf Augenhöhe mit allen Beteiligten", erinnert sich Sabine Schultze, für die FEG im Steuerkreis des Projekts. Dies gilt auch für vielen Ehrenamtlichen, die die Idee des Kindertischs in die Realität umgesetzt haben.
"Wir wollten einfach helfen."
Einer von ihnen, von Anfang an dabei, ist Helmut Bayer. Der heute 77-Jährige erinnert sich noch gut an die Anfänge. "Wir wollten alle einfach helfen. Und für einige ist der Kindertisch mit der Zeit zu einem Lebensinhalt geworden", sagt Bayer. Er freut sich, wenn ihn heute Kinder von damals ansprechen und sich an ihre Begegnungen erinnern. Dabei hätten nicht nur die jungen Besucher:innen von dem Angebot profitiert. "Die Kinder haben uns verändert, wir haben auch selbst profitiert und viel gelernt", so Bayer, und seine Ehrenamts-Kollegin Sabine Schultze ergänzt: "Wir haben gelernt, manches auszuhalten, dass nicht unbedingt alles so sein muss, wie wir es meinten." Dabei hätten auch immer die pädagogischen Fachkräfte der Caritas und der Lukasgemeinde geholfen, die das Programm begleiteten.
"Jeder und jede durfte kommen, ohne Bedarfsprüfung."
So hat der Kindertisch in 15 Jahren alle Herausforderungen gemeistert und war immer ein Ort für alle: "Jede und jeder durfte kommen, ohne Zugangshürden oder Bedarfsprüfung", erinnert Fachbereichsleiter Bruckmeir. Während Corona wurden die Kinder zu Hause versorgt, es wurden Ausflüge finanziert - etwa ins Schloss Freudenberg, ans Herrnsheimer Schloss, in den Zirkus und ins Weihnachtstheater -, es gab Plätzchenbacken in der Weihnachtszeit, Pizza backen und Spargelessen. "Am Kindertisch durfte ich so sein wie ich bin", berichtet der neunjährige T. "Da war immer jemand da, die Gespräche waren für mich das allerwichtigste", sagt S. (12). Und C. ergänzt: "Das waren wichtige sechs Jahre für mich, mir wird was fehlen."
Und damit ist die 13-Jährige nicht allein. Denn auch wenn die Einstellung des Wormser Kindertischs im Einvernehmen zwischen Trägern, Partnern und Ehrenamtlichen erfolgt, geschehe dies mit Wehmut. "Das ganze Projekt hat davon gelebt, dass Menschen begeistert waren - und begeistert haben", sagt Fachbereichsleiter Bruckmeir. "Wir sind froh und dankbar, dass wir Teil von sein durften und ein so großes Engagement für die Kinder im Nordend erlebt haben." Und so bleibe nach 1080 Kindertisch-Tagen seit 2010 nur eines: 1080 Mal danke zu sagen an alle Beteiligten.
Die Essens-Spender (Stand 2025):
Ebbes vum Kessel, Hagenbräu Gasthaus Worms, Klinikum Worms gGmbH, Lebenshilfe Einrichtungen GmbH Worms, Angelika Stephens (Kantine TST) und Schnitzelhütt‘ Worms.