"Risikobalance" heißt das Stichwort, das Fachkräfte für Suchtprävention für den Umgang mit Cannabis betonen. Das Thema stand im Mittelpunkt der jüngsten Klausurtagung der Präventionsfachkräfte in Rheinland-Pfalz, die seitens des Landes gefördert werden.
Unter dem Stichwort Risikobalance werden Maßnahmen diskutiert, die einen möglichst risikoarmen Umgang mit der Droge im Blick haben, um die Gefahren langfristiger Suchterkrankungen zu minimieren. Das alles trägt dem Umstand Rechnung, dass Cannabis die am häufigsten in Deutschland und auch Rheinland-Pfalz konsumierte illegale Droge ist. "Die Gesellschaft und die Politik müssen sich dieser Tatsache stellen und verantwortungsvoll aber auch realistisch damit umgehen. Dabei müssen wir die Fachkompetenz von Medizinern, Juristen, Suchtexperten, Ju-gendschützern und Präventionsfachleuten nutzen", sind sich die Suchtexperten einig.
Cannabis, sein Konsum und der Umgang damit ist in Rheinland-Pfalz bereits seit vielen Jahren Thema in der praktischen Arbeit der Fachkräfte für Suchtprävention. Ob in Workshops für Schulklassen und Jugendgruppen ("Cannabis Quo Vadis"), in Gruppenangeboten für Jugendliche und junge Erwachsene ("Realize it" oder "Fred"), im Rahmen der Fachberatung für politische und andere Gremien oder bei einem der vielen Elternabende.
Sachlicher Dialog statt Lobbyismus und Stammtischparolen
Was ist der richtige Umgang mit Cannabis in Deutschland? Wie kann eine zeitgemäße Cannabisprävention ausgestaltet werden?" Welche staatlichen Regulierungen sind nötig? Sollte sich Dialog- und Konsumkultur grundsätzlich verändern? Mit diesen Fragen setzten sich die rheinland-pfälzischen Präventionsexperten auf ihrer diesjährigen Klausur in Dannenfels auseinander. Eingeleitet durch den interdisziplinären Impuls von Adrian Steier-Bertz (Drogenverein Mannheim e.V.) und basierend auf der aktuellen Stellungnahme "Cannabispolitik - Maßnahmen zur Befähigung, zum Schutz und Hilfen für junge Menschen" der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), waren sich die Teilnehmer schnell einig, dass aktiver Jugendschutz sowie ein auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierender und sachlich fundierter, gesellschaftlicher Dialog wichtige Grundlagen des Umgangs mit Cannabis sein müssen. Dieser darf nicht von Lobbyismus und Stammtischparolen geprägt sein. Genauso wenig dürfen dabei die Risiken und Gefahren von Cannabis verharmlost oder vergessen werden.
Wichtige Ziele bleiben die frühe Förderung und der bestmögliche Schutz junger Menschen für eine gesunde Entwicklung und eine gelingende gesellschaftliche Teilhabe. "Die aktuelle Diskussion ist viel zu sehr von populistischen Themen wie Legalisierung versus Verbot geprägt. Das ist aber eine sehr isolierte Sicht. Das Thema ist vielschichtig und bietet darüber hinaus auch Möglichkeiten der gesellschaftlichen Weiterentwicklung", betonen Josef Fuchs und Niko Blug stellvertretend für die Präventionsfachkräfte. "Risikobalance" sei bereits seit vielen Jahren eine zentrale Aufgabe moderner Suchtprävention. "Und das wird sie auch zukünftig bleiben", betonen die Präventionsfachkräfte.