Worms. 50 Jahre Suchtberatung im Caritasverband Worms e.V. - das war am Donnerstagnachmittag ein guter Grund zu feiern. Im Caritas-Gemeinschaftsgarten in Worms-Pfiffligheim kamen geladene Gäste aus Politik und Sozialwesen sowie Klient:innen und Team des Caritas-Dienstes zusammen, um in geselligem Rahmen dieses besondere Jubiläum zu begehen. Auch Bundestagsabgeordneter Jens Guth (SPD) und Bürgermeisterin Stephanie Lohr (CDU) nahmen an der Feier teil.
Tierische Ehrengäste waren die Alpakas des Caritasverbands Worms. Im Gemeinschaftsgarten wurde das 50-jährige Bestehen der Suchtberatungsstelle mit geladenen Gästen, Team und Klient:innen gefeiert.Caritasverband Worms e.V.
Schon von Weitem wiesen rot-weiße Lampions den Weg in den Gemeinschaftsgarten, wo sich die Gäste unter roten Pavillons an liebevoll dekorierten Tischen niederlassen oder an einem eingezäunten Gehege die Alpakas des Caritasverbands Worms e.V. streicheln und füttern konnten - als tierische Ehrengäste. Anja Jäger übernahm die Begrüßung, seit Anfang letzten Jahres Fachbereichsleiterin des Psychosozialen Zentrums (PSZ) in Worms und damit auch für die Suchtberatung verantwortlich, auch im Namen von Caritasdirektorin Ulrike Kunz. Sie ging in ihrer Ansprache auf die Geschichte der Beratungsstelle ein: von der Gründung 1974 in der Rathenaustraße, als hauptsächlich Menschen mit Alkoholproblemen betreut wurden, über die Einrichtung einer eigenen Fachstelle zur Suchtprävention 1991 und einer weiteren Fachstelle für frauenspezifische Suchtarbeit (1994) bis hin zum Umzug ins PSZ, damals noch in der Gießenstraße, und damit in ein Haus mit den Angeboten für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Nachdem 2007 auch noch die Fachstelle für Glücksspielsucht mit angegliederter Schuldnerberatung eingerichtet werden konnte und die Beratungen mit den Fallzahlen immer weiter zunahmen, zog die Suchtberatung 2014 mit dem PSZ in die Renzstraße um, wo sie sich auch heute noch im ersten Stock über dem integrativen Café "Gleis 7" befindet.
"In den vergangenen fünf Jahrzehnten haben wir vielen Menschen geholfen, ihre Suchterkrankungen zu überwinden und ihre Lebensqualität zu verbessern", sagte Anja Jäger. Allein in den letzten vier Jahren waren es 1800 Menschen, die in 6800 Beratungsgesprächen begleitet wurden. Die Fachbereichsleiterin bedankte sich ausdrücklich bei ihrem Team für diese herausragende Arbeit sowie bei allen Kooperationspartnern und Unterstützern wie Selbsthilfegruppen und -verbänden, "mit denen wir informieren, aufklären, Vorurteile und Stigmata abbauen". Sie mahnte aber auch die unsichere Finanzierungslage der Beratungsstelle an: "Um diese wertvolle Arbeit fortführen zu können, braucht es eine verlässliche Finanzierung. Leider ist diese alles andere als gegeben", so Jäger. Denn durch wegfallende Kirchensteuermittel und die Tatsache, dass die Zuschüsse der Stadt immer noch eine freiwillige Leistung und keine Pflichtaufgabe darstellen, sei die Situation schwierig.
Bürgermeisterin Stephanie Lohr griff die Thematik auf und betonte das Anliegen der Stadt, den Caritasverband in der Suchtberatung weiter zu unterstützen. "Wir kämpfen für Sie, auch wenn es kein einfacher Kampf ist in Zeiten leerer Kassen", sagte sie. "Sie retten Leben, nicht nur der Betroffenen, sondern auch in ihren Familien und im Umfeld", betonte Lohr und dankte dem Verband ausdrücklich für diese "höchste Form der christlichen Nächstenliebe".
Auch Propst Tobias Schäfer bedankte sich in seiner Ansprache beim Team der Suchtberatung für das "große, große Engagement". Aus seinem eigenen Umfeld wisse er, was das Thema für die Betroffenen und ihre Angehörigen bedeute und wie wertvoll das Bemühen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei, den Menschen jenseits ihrer Sucht ein freies, selbstbestimmtes, frohes Leben zu ermöglichen. "Wir werden als Caritas alles daran setzen, auch weiter in der Suchtberatung präsent zu sein", sagte Propst Schäfer.
Gleichsam persönliche Einblicke gaben sodann Silvia Furchtmann (Leiterin der Selbsthilfegruppe Freundeskreis) und Gabriele Hub (Vorsitzende des Kreuzbund-Diözesanverbands Mainz) in einem unterhaltsamen Podiumsgespräch mit Caritas-Suchtberater Uwe Nichulski. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Rainer Lang (Gesang, Gitarre) und Georg Hassa (Perkussion), deren Beiträge ebenso viel beklatscht wurden wie die beiden Texte der Poetry-Slammerin Pauline Puhze, die sich mit Alkoholabhängigkeit und dem Verlust eines geliebten Menschen beschäftigten. Nach dem offiziellen Programm klang das Beisammensein mit vielfältiger Bewirtung durch das "Gleis 7"-Team in einem gemütlichen wie entspannten Rahmen aus.