Welches sind meine Stärken und Schwächen? Kann ich Kritik annehmen? Erkenne ich die Gefühle anderer Menschen - und wie nehmen andere mich wahr? Die Antworten auf solche Fragen geben uns Orientierung. Wir brauchen sie, um unseren Platz in der Gesellschaft zu finden und unser Leben gut zu gestalten - von Kindheit und Jugend an.
"Sich selber realistisch einzuschätzen, Grenzen wahrzunehmen, anderen zuzuhören - solche und andere soziale Kompetenzen sind eine wesentliche Grundlage dafür, Chancen zu erkennen und zu nutzen," sagt Mirja Obenauer, Mitarbeiterin der Spiel- und Lernstube des Wormser Caritasverbandes im Nordend. "Nur: gerade dann, wenn uns die Pubertät mit all ihren Verunsicherungen trifft, haben wir noch kaum Übung darin. Das zeigt sich im Alltag. Zum Beispiel ist es wichtig, in einer Bewerbungssituation anders aufzutreten, als unter meinen Freunden."
Deshalb wollen Frau Obenauer und ihre Kollegen Kinder und Jugendliche in diesem Bereich gezielt unterstützen. In Kürze startet für sieben Mädchen und Jungen im Alter von 10-14 das Angebot eines externen Trainers. Bis Anfang Juni werden sie sich einmal wöchentlich nach der Hausaufgabenhilfe, die sie hier regelmäßig erhalten, mit ihm treffen.
"Wir kennen die Kinder und Jugendlichen und ihre Familien schon lange. Das Training ist fester Bestandteil unseres Vertrages und damit auch der Zielvereinbarungen mit ihnen," ergänzt Caritasmitarbeiterin Nicole Bach. Und das ist wesentlich, denn so ist das Training eingebettet in die langjährige Zusammenarbeit, mit der die Spiel- und Lernstube die Menschen hier unterstützt. Frau Obenauer: "Ein Probelauf hat uns schon gezeigt, dass die Kinder auch langfristig viel aus dem Kurs mitnehmen."
Die Mädchen sind Teilnehmerinnen der Hausaufgabenbetreuung; die Erwachsenen v.l.n.r.: Nicole Bach, Mirja Obenauer (Mitarbeiterinnen der Spiel- und Lernstube), Prof. Dr. K. Beckh (Präsident des Rotary Club Worms-Nibelungen) Georg Bruckmeir (Caritasverband Worms e.V.), Kilian Bauer und Bernhard Knoop (Rotary Club Worms-Nibelungen)© Patricia Mangelsdorff, Freie Mitarbeiterin
Impulse setzen und in die Zukunft denken
Das ist einer der Gründe, die den Rotary Club Worms-Nibelungen davon überzeugt haben, das Projekt mit einer Spende zu unterstützen. Präsident Prof. Dr. Karlheinz Beckh bringt es auf den Punkt: "Hier geht es nicht nur um ein kurzes Feuerwerk, sondern um einen Leuchtturm. Impulse setzen und in die Zukunft denken, das ist uns wichtig.” Und Kilian Bauer ergänzt: "Wir wollen neben unserer internationalen Arbeit auch lokale Projekte wie dieses fördern - und dabei die Menschen kennen, die dahinter stehen."
Prof. Dr. Beckh, Herr Bauer und Bernhard Knoop, ebenfalls Rotarier, nahmen sich deshalb anlässlich der offiziellen Spendenübergabe am 7. April auch Zeit für ein ausführliches Gespräch und einen Rundgang durch die Spiel- und Lernstube und gewannen so einen Eindruck von vielen verschiedenen Bausteinen, die zur Förderung und Entwicklung der Kinder und Jugendlichen beitragen: Hausaufgabenbetreuung, Freizeitangebote, Computerschulung, gemeinsames Kochen, Kioskbetrieb und viele Angebote für die gesamte Familie. Fachbereichsleiter Georg Bruckmeir: "Natürlich können wir aufgrund unserer räumlichen und finanziellen Situation mit unserer Arbeit nur einen Teil der Menschen hier erreichen. Aber wir freuen uns, dass unsere Arbeit Kreise zieht und in den Stadtteil hineinwirkt." "Und viele," so Nicole Bach, "die als Kinder bei uns waren, halten auch als Erwachsene den Kontakt und nehmen uns als wichtige Anlaufstelle wahr."
Patricia Mangelsdorff, Freie Mitarbeiterin