Seit den Anfängen des Wormser Gesundheitsladens dabei sind Krankenschwester Helga Schmidt, Dr. Hans-Jürgen Schalk und Dr. Eva Hess (vorne, von links). Ihnen dankten und gratulierten Fachbereichsleiter Georg Bruckmeir, Angelika Ernst-Auer, Tanja Lemper und Caritasdirektor Lars Diemer (hinten, von links).© Caritasverband Worms e. V.
Worms. Seit 15 Jahren gibt es den Wormser Gesundheitsladen im Nordend: ein Grund zum Feiern und gleichzeitig ein Anlass zu Sorge und Kritik am politischen Gestaltungswillen, waren sich die Gäste der Feierstunde am Mittwochmorgen im Caritas-Café "Gleis 7" einig. Dennoch herrschte gute Stimmung - auch weil die Ehrung dreier langjähriger ehrenamtlicher Mitarbeiter:innen für viel Applaus und Anerkennung sorgte. Sie sind seit den Anfängen des Gesundheitsladens dabei und haben seitdem über 700 Patienten betreut.
Acht Ärztinnen und Ärzte sowie eine Krankenschwester sind aktuell ehrenamtlich im Wormser Gesundheitsladen tätig. Ihnen sowie den Spenderinnen und Spendern, die den Betrieb der Einrichtung des Caritasverbands Worms überhaupt erst möglich machen, galt unisono der Dank von Caritasdirektor Lars Diemer, Fachbereichsleiter Georg Bruckmeir sowie Oberbürgermeister Adolf Kessel. Diemer freute sich über den großen Zuspruch zur Feierstunde. "Das ist gut und wichtig und motiviert uns, diesen elementaren Dienst am Leben zu halten. Ich sage bewusst‚ am Leben zu halten, denn genau um Leib und Leben geht es im Gesundheitsladen", so Diemer. Er bezeichnete den Zugang zur Gesundheitsversorgung als "grundlegendes Menschenrecht". "Dass Menschen durch unser System rutschen, ist erschreckend", betonte der Caritasdirektor. Doch genauso geschehe es regelmäßig: 50 Prozent der Patient:innen des Gesundheitsladens kämen ohne oder mit ungeklärtem Krankenversicherungsstand zu den Sprechstunden. Nur 20 Prozent der Behandlungskosten ließen sich über Kassenleistungen decken; 80 Prozent würden durch Spenden finanziert, berichtete Diemer.
Caritas-Fachbereichsleiter Bruckmeir erläuterte gemeinsam mit den zuständigen Mitarbeiterinnen Angelika Ernst-Auer und Tanja Lemper sowie Ärztin Dr. Eva Hess die Entstehung der Einrichtung, deren Entwicklung und Finanzierung. Im Rahmen der Quartiersarbeit im Nordend sei Ende der 2010er immer deutlicher geworden, dass viele Menschen keinen Zugang zu medizinischer Versorgung hätten - also habe man sich entschlossen, aktiv zu werden. Ein Jahr später öffnete der Wormser Gesundheitsladen in einem ehemaligen Geschäft im Radgrubenweg 2, der ergänzt wird durch Vor-Ort-Termine in zwei Obdachlosenunterkünften. "Wir gucken dahin, wo die Gesellschaft wegschaut. Wir wollen alle Menschen in Würde betreuen", sagte Dr. Hess und berichtete von Patienten ohne feste Bleibe, die aus Angst und Scham oft erst sehr spät in die Sprechstunde kämen, von Schwangeren ohne Krankenversicherung, von Diabetikern und Schwerstkranken, die nach der Erstversorgung an Fachpraxen und Kliniken vermittelt würden, wo sie wiederum ehrenamtlich versorgt würden.
Hilfreich sei hier auch die Zusammenarbeit mit der Clearing-Stelle in Ludwigshafen, die seit 2019 Menschen hilft, ihren Versicherungsstand zu klären. Für diese Landeseinrichtung nahm Nina Christahl an der Feierstunde teil und richtete einen eindringlichen Appell an die Vertreter der Politik - unter anderem Landtagsabgeordneten Jens Guth und Oberbürgermeister Kessel -, auf politischer Ebene dafür zu sorgen, wirklich allen Menschen der Zugang zum Gesundheitssystem möglich zu machen. Aktuell könne sie etwa 60 Prozent der Vorsprachen zu einem guten Ende bringen. "Für die anderen lässt sich keine Gesetzesgrundlage finden, wie sich ein Versicherungsschutz herstellen lässt", bedauerte sie und benannte einen Landesfonds zur Übernahme von Behandlungskosten als notwendige kurzfristige Hilfe.
So blieben Einrichtungen wie der Wormser Gesundheitsladen notwendig, so Caritasdirektor Diemer und dankte nochmals allen Mitarbeiter:innen und Ehrenamtlichen für ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohle der Menschen. "Die Bedeutung grundlegender medizinischer Versorgung kann nicht genug betont werden", sagte er. "Es ist schon zu erleben, wie wir uns Miteinander um das Wohl und die Gesundheit der Menschen bemühen - mit der Hoffnung und dem Ziel, irgendwann für alle den Zugang in unser Gesundheitssystem zu gewährleisten."
Ehrungen
Für 15 Jahre ehrenamtliche Mitarbeit im Wormser Gesundheitsladen wurden Dr. Eva Hess, Dr. Hans-Jürgen Schalk sowie Krankenschwester Helga Schmidt mit der Caritas-Ehrennadel in Silber ausgezeichnet.
Kontakt
Der Wormser Gesundheitsladen (Radgrubenweg 2) hat mittwochs von 15 bis 16:30 Uhr geöffnet.
Weitere Infos gibt es unter www.caritas-worms.de/gesundheitsladen.
