Worms. Mit 1500 Euro hat der Soroptimist-International-Club Worms (SI) den Caritas-Gesundheitsladen im Nordend bedacht - einmal mehr und zur großen Freude der Verantwortlichen. Seit seiner Gründung vor gut 15 Jahren wurden in der Einrichtung im Radgrubenweg mehr als 700 Menschen ehrenamtlich medizinisch versorgt: mit und ohne Krankenversicherung, knapp die Hälfte ohne eigene Bleibe, sogar Schwangere ohne Absicherung. "Wir sind sehr froh und dankbar über das Engagement, vor allem über die Regelmäßigkeit der Spenden, auf die wir dringend angewiesen sind", betonte Sozialpädagogin Angelika Ernst-Auer, die den Gesundheitsladen leitet. Verwendet werden soll das Geld etwa für Medikamente und Laborkosten. Die Einrichtung wird seit ihrem Bestehen durch Spenden und Eigenmittel des Caritasverbands Worms e.V. getragen.
Freuen sich über die regelmäßige Unterstützung des Gesundheitsladens im Wormser Nordend (von links): Silke Klotz (SI), Gitta Korbach (SI), Sabine Holz (SI), Bettina Geling (medizinisch-technische Assistentin), Dr. Simone Hirschburger (Fachärztin für Allgemeinmedizin), Angelika Ernst-Auer (Leiterin des Gesundheitsladens) und Barbara Meyer (SI).Caritasverband Worms e.V./Sandra König
Seit 2011 - seinem Gründungsjahr - unterstützt der Wormser SI-Club den Gesundheitsladen; meist kamen die Spenden aus dem Bücherbasar, der jedes Jahr im September auf dem Obermarkt stattfand, und auch wenn es ihn heuer nicht geben wird, wolle man die Caritas-Einrichtung weiterhin fördern, so SI-Mitglied Sabine Holz. Denn gerade für soziale Einrichtungen sei die Regelmäßigkeit bei Zuwendungen wichtig, um planen zu können.
Das konnte auch Gesundheitsladen-Leiterin Angelika Ernst-Auer bestätigen. Sie berichtete vom Alltag in den Sprechstunden am Mittwochnachmittag, die ehrenamtliche Ärzt:innen und medizinische Fachkräfte anbieten, und von den vielfältigen Anliegen, mit denen die Patient:innen ins Nordend kommen - teilweise sogar von der Bergstraße; just heute sei eine Schwangere ohne Krankenversicherung da gewesen. Auch wenn man sie zu einem Gynäkologen vermitteln konnte, der sie ehrenamtlich untersuche, kostete beispielsweise allein das Labor für die Vorsorge rund 100 Euro - bezahlt vom Gesundheitsladen. Zwischen fünf und zehn Patient:innen seien es pro Sprechstunde, häufig mit vielfältigen Anliegen, die dann in Zusammenarbeit mit anderen Diensten des Caritasverbands Worms e.V. angegangen würden, etwa der Schuldner- oder der Suchtberatung.
Einen Einblick, wie es überhaupt dazu kommt, dass Menschen ohne Krankenversicherung dastehen, gab Nina Christahl von der Clearing-Stelle in Ludwigshafen, die seit 2019 dabei hilft, den Versicherungsstand zu klären. Zweimal monatlich ist sie für die Landeseinrichtung in Worms vor Ort. In den drei rheinland-pfälzischen Clearing-Stellen (neben Ludwigshafen noch Mainz und Koblenz) wurden seit ihrer Gründung 1600 Beratungen durchgeführt - und 700 Menschen habe man einen Weg zurück in den Versicherungsschutz ebnen können. Häufig seien es einkommensschwache Männer und Frauen, insbesondere im Rentenalter, ehemals Privatversicherte oder Zugewanderte, die entweder nie im System der sozialen Sicherung gewesen seien oder herausfielen, weil sie sich die Beiträge schlicht nicht mehr leisten können. Hier sei die Politik dringend gefragt, das Menschenrecht auf ärztliche Gesundheitsversorgung, wie es in der EU-Charta festgelegt ist, sicherzustellen. Dafür brauche es konkrete Regelungen und bessere Informationsflüsse, appellierte Christahl.
Derweil - bis der Gesetzgeber Lösungen finde - seien Anlaufstellen wie der Gesundheitsladen im Wormser Nordend umso wichtiger, um den Menschen schnell und unkompliziert zu helfen, waren sich die Anwesenden bei der Spendenübergabe einig. "Es wäre wünschenswert, dass es uns gar nicht geben müsste", sagte Angelika Ernst-Auer, "aber wir werden gebraucht. Umso dankbarer sind wir für so großes Engagement wie vom Soroptimist Club Worms, dass Sie immer wieder an uns denken."