... zum Piepen!" Etwa "Die Erdbeere".
© Patricia Mangelsdorff/ Originalbild von Ute Ringwald
Sie gehört zur Serie "Vegane Liebe" - und das hat hier so gar nichts mit der entgiftenden Wirkung exotischer Getreidesorten zu tun. Hier feiern füllige Frauen auf manchmal fast akrobatische Weise ihre sinnliche Beziehung zur Traube, Birne, Banane - und eben Erdbeere.
Fröhliche Erotik
Eine fröhliche Erotik zieht sich wie ein roter Faden durch diese Ausstellung. Eine, die so gar nichts damit zu tun hat, auf irgend jemanden sexy wirken zu wollen. Sie speist sich aus der Liebe zum Leben, zum eigenen Körper - und aus sehr viel Humor. Ob sie sich in Reih und Glied bei der Wassergymnastik tummeln und es dabei trotz fast identischer Körperhaltung irgendwie schaffen, subversiv und anarchisch zu wirken; ob sie sich plaudernd in der Sonne aalen, selbst als Geschenk präsentieren oder wie dahin gegossen auf dem Diwan liegen - immer geht es ums Genießen. Und oft darum, eine Alltagsbeobachtung oder auch schon mal ein klassisches Kunstwerk liebevoll durch den Kakao zu ziehen.
Die Frage: "Warum malen Sie nur runde Frauen?", drängt sich so sehr auf, dass Ute Ringwald gar nicht darauf wartet, sie gestellt zu bekommen. "Es hat sich für mich aus der Vorliebe für runde Formen ergeben. Meine Frauen entstehen aus Elipsen, für Arme und Beine etwa, und Kreisen: Kopf, Bauch, Brüste...". Zudem liebt die Künstlerin kräftige, leuchtende Farben, die sie mit einer unkonventionellen Anwendung von Aquarellfarben entstehen lässt. "Und gehen Sie mal abends ins Theater und schauen sich die Menschen an. Es sind einfach die Frauen, die sich bunt und schillernd kleiden. Die Männer tragen doch eher grau."
So viel Fröhlichkeit und Lebensfreude braucht runde Frauen
Und dann gibt es da noch ein gewichtiges Argument für die Leibesfülle ihrer Figuren: "Eine befreundete Schriftstellerin sagte mal: So viel Fröhlichkeit und Lebensfreude braucht eben Raum! Stellen Sie sich mal lauter Frauen mit Modellmaßen auf meinen Bildern vor - die hätten einfach nicht so eine tolle Ausstrahlung."
Als politische Künstlerin versteht sie sich nicht. Sie will nichts propagieren. Aber natürlich weiß sie um die Wirkung ihrer Bilder. Auch, weil sie als Resonanz auf ihre Facebookseite sehr viele Zuschriften von Frauen erhält, die sich durch ihre Werke bestärkt fühlen und darin wiederfinden. Und sie weiß auch um die Besonderheit dieses Ausstellungsortes: Hier, in der Beratungsstelle des Caritasverbandes über dem Café gleis 7, suchen auch Frauen Hilfe, die unter Essstörungen und damit sehr an ihrem Körper leiden.
Die Künstlerin Ute Ringwald vor einem ihrer Werke© Patricia Mangelsdorff, Freie Autorin und Journalistin
Auch Kulturkoordinatorin Sigrid Spiegel weist in ihren Begrüßungsworten darauf hin, dass Ute Ringwalds Bilder nach Jahrtausenden, in denen Frauen ihre Freude am Körper ausgetrieben wurde und in einer Zeit, in der eine am Maßband orientierte Schönheit wichtiger denn je ist, eine wichtige Botschaft in sich tragen: Die Erlaubnis, sich dem Zwang zu Diät und Selbstabwertung zu widersetzen und sich stattdessen der "puren Lust am Sein" hinzugeben.
Ein Bild tanzt in seiner Zartheit aus der Reihe. Auch darauf freut sich eine Frau ihres Lebens - aber es ist eine Freude, die sie vom Boden abheben lässt, weil sie sich auch aus dem Verlust der Erinnerung speist. Ute Ringwald ist nicht nur Künstlerin, Designerin, Dozentin und Werbefachfrau; als Kunstgeragogin arbeitet sie auch mit Demenzkranken. Das Bild heißt: "Das Vergessen."
Text: Patricia Mangelsdorff, Freie Autorin und Journalistin
Öffnungszeiten der Ausstellung
Vom 1o.o6. - 15.o7.2o16, mo - fr von 9.oo - 17.3o Uhr, gleis 7, Renzstraße 3, 1. OG (Zugang durchs café gleis 7)