Mütter mit einer Suchterkrankung scheuen sich oft, Hilfe zu suchen. Der Caritasverband Worms beteiligt sich an der bundesweiten COA-Woche und bietet ihnen anonyme Sprechstunden an. © Pixabay
Worms. Angst, Schuld, Scham: bekannte Gefühle für viele Frauen, die an einer Suchterkrankung leiden,und dennoch versuchen, für ihre Kinder da zu sein. Um diese Kinder aus betroffenen Familien in den Fokus zu nehmen, findet bundesweit vom 15. bis 19. Februar eine Aktionswoche statt, an der sich auch der Wormser Caritasverband beteiligt. Für betroffene und interessierte Frauen, die sich in einem vertraulichen und anonymen Gespräch über darüber austauschen möchten, wann und wie sie als suchtkranke Mutter mit ihrem Kind über ihre Erkrankung sprechen können, bietet die Fachstelle für frauenspezifische Suchtberatung eine offene Sprechstunde an: Am Freitag, 17. Februar, von 11 bis 12.30 Uhr sind Melanie Reppmann (Telefon 06241/20617-35) und Heike Sohl (Telefon 06241/20617-44) in der Renzstraße 3 in Worms persönlich oder telefonisch erreichbar.
Angst vor Vorwürfen
Jedes Jahr richtet NACOA Deutschland, Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V., die COA-Aktionswoche aus. Die Abkürzung steht für "Children of Alcoholics/Children of Addicts" ("Kinder von Alkoholikern/Kinder von Abhängigen") - und von ihnen gibt es mehr als man vielleicht glauben mag: In Deutschland leben etwa 2,65 Millionen Minderjährige mit einem alkoholerkrankten Elternteil, 40.0000 bis 60.000 mit einem drogenabhängigen Elternteil und 37.500 mit einem glückspielsüchtigen Elternteil zusammen.
"Bei unserer Arbeit in der Beratungsstelle für suchtkranken Frauen erleben wir, dass suchtkranke Frauen in ihrer Rolle als Mutter häufig Schuld- und Schamgefühle gegenüber ihren Kindern in sich tragen, teilweise über eine lange Zeit hinweg", berichtet Sozialpädagogin Melanie Reppmann. Die Frauen wüssten meistens selbst, wie sehr sie während ihres akuten Suchtmittelkonsums mit der Bewältigung des Alltags und den daran anknüpfenden Erziehungsaufgaben überfordert waren und den Bedürfnissen der Kinder in vielerlei Hinsicht nicht gerecht werden konnten. "Auch wenn sie nicht mehr trinken oder aufgehört haben, Suchtmittel zu konsumieren, ist ihnen bewusst, was in der Vergangenheit schiefgelaufen ist. Sie haben Angst vor Vorwürfen und befürchten, als schlechte Mutter dazustehen", ergänzt ihre Kollegin Heike Sohl, Sucht- und Sozialtherapeutin in der frauenspezifischen Suchtberatung des Caritasverbands Worms.
Unterstützung im Alltag
Die meisten Menschen mit Suchterkrankungen versuchten, ihr Problem vor anderen zu verbergen - suchtkranke Eltern und Mütter nicht ausgenommen. "Sie tun das aus Scham und weil sie eine gesellschaftliche Ausgrenzung fürchten. Oft vermeiden es betroffene Familien, spezialisierte Hilfeinstitutionen wie Suchtberatungsstellen aufzusuchen, um Unterstützung bei Alltagsproblemen zu bekommen. Auch im Umgang mit der Jugendhilfe verschweigen sie in der Regel ihre Suchtproblematik, aus Angst, die minderjährigen Kinder könnten aus der Familie genommen werden", erklärt die Sozialpädagogin.
"Suchtkranke Eltern wollen und können trotzdem gute Eltern sein", ist sie überzeugt. Dennoch hätten Suchtprobleme, je nach Ausmaß, häufig Auswirkungen auf die Elternrolle. "Meistens wird der Suchtmittelkonsum, auch bei unauffälligen Mengen, Einschränkungen im Erziehungsverhalten bewirken. Sich dieses einzugestehen und sich der Kritik des sozialen Umfelds und der eigenen Kinder auszusetzen, stellt viele vor hohe Herausforderungen", sagt Sozialpädagogin Sohl. Umso wichtiger sei die Aktionswoche, um gezielt Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren und niederschwellige Angebote zu machen. "Wir erleben Betroffene im Umgang mit diesem Thema häufig sehr verunsichert. In dieser Woche möchten wir einen Raum schaffen für alle Frauen und Mütter, die bereits unser Beratungsangebot in Anspruch nehmen, um einen Austausch anzuregen und um sich wertfrei und bereichernd über die Fragen, wie sag ich‘s meinem Kind, ob, wie und wann spreche ich es an, auszutauschen", so die Sozialpädagogin.
Termin:
Für betroffene und interessierte Frauen, die sich in einem vertraulichen und anonymen Gespräch über darüber austauschen möchten, wann und wie sie als suchtkranke Mutter mit ihrem Kind über ihre Suchterkrankung sprechen können, bietet die Fachstelle für frauenspezifische Suchtberatung des Caritasverbands Worms eine offene Sprechstunde an: Am Freitag, 17. Februar, von 11 bis 12.30 Uhr sind Melanie Reppmann (Telefon 06241/20617-35) und Heike Sohl (Telefon 06241/20617-44) in der Renzstraße 3 in Worms persönlich oder telefonisch erreichbar.
Kontakt:
Fachstelle frauenspezifische Suchtberatung, Caritasverband Worms e.V.
Telefon: 06241/20617-35 oder -44
Renzstraße 3, 67547 Worms