Worms. Seit 1. Mai 2024 leitet Rita Schwahn die Seniorenakademie im Wormser Caritasverband - die im kommenden Jahr ihr 25. Jubiläum feiert. Im November wurde die ehemalige Pflegedirektorin am St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus in Ludwigshafen mit den meisten Stimmen aller Kandidat:innen in den städtischen Seniorenbeirat gewählt.
Frau Schwahn, Sie haben zum 1.5.2024 die Leitung der Wormser Seniorenakademie übernommen. Warum ist ein solches Angebot zur Erwachsenenbildung wichtig?
Ich finde es wichtig, dass man sich auch nach dem Eintritt ins Rentenalter weiterentwickelt. Man bleibt ja nicht stehen, die Herausforderungen, die auf uns zukommen, sind in jedem Lebensabschnitt unterschiedlich. Da ist es wichtig, dass man am Ball bleibt. Und wir sprechen ja auch nicht nur eine Generation von Senioren an, sondern eine breite Zielgruppe. Die 60- bis 100-Jährgigen - da sind die Interessen schon sehr unterschiedlich, ebenso die Bedürfnisse und Lebensaufgaben. Aber natürlich sind uns auch jüngere Menschen willkommen, wir fragen nicht nach einem Ausweis! (lacht) Wenn die Oma die Tochter oder den Enkel mitbringt, weil das Thema interessant ist: gerne! Sie alle können Anregungen liefern und Themen einbringen, die wir aufnehmen. Als Seniorenakademie haben wir uns auf den Weg gemacht, hier passgenaue Angebote zu entwickeln.
Wie sehen diese aus?
Wir haben sowohl anspruchsvolle Studienreisen - wie jüngst die Fahrt nach Prag - als auch kürzere Erholungsfahrten mit weniger dichter Taktung und dafür viel Freiraum und Natur im Programm. 2025 geht es zum Beispiel nach Irland auf eine achttägige Rundreise und jeweils vier Tage an den Vierwaldstättersee und den Bodensee. Daneben planen wir verschiedene Tagestouren. Und natürlich gibt es unser Kursprogramm, das von Gedächtnistraining über autobiografisches Schreiben bis hin zu Vorträgen reicht.
Unterscheiden sich die heutigen Ansprüche und Wünsche der älteren Bürger:innen zu denen von früher?
Aus eigenen Beobachtungen: Ich denke, dass die Ansprüche sich verändert haben - genau wie sich die Lebenswelten auch gewandelt haben. Heute 60-Jährige sind viel digitaler unterwegs als die meisten, die jetzt 80 sind. Natürlich sind die Ansprüche und Bedarfe da unterschiedlich. Die neue Generation im Rentenalter ist viel mobiler und aktiver. Und das ist gut so! Das wollen wir natürlich unterstützen und erhalten.
Welche Schwerpunkte wollen Sie in den kommenden Jahren setzen? Zumal bei der Seniorenakademie ein Jubiläum ansteht, richtig?
Ja, wir feiern in 2025 das 25-jährige Bestehen der Wormser Seniorenakademie. Damit können wir natürlich auf große Erfahrungswerte und ein gewachsenes Netzwerk bauen, das Ursula Sehrt vor mir über so lange Zeit aufgebaut hat. Natürlich planen wir auch das ein oder andere Jubiläumsangebot. Außerdem ist eine neue Reihe in Arbeit, die sich mit Herausforderungen am Lebensende beschäftigt: Was muss ich wissen und vorbereiten? Wie sieht es mit meinem digitalen Nachlass aus? Habe ich an alle nötigen Vorsorgeverfügungen gedacht? Wie können wir innerhalb der Familie über das Lebensende eines geliebten Menschen sprechen - das ist eine riesige kommunikative Herausforderung! Dazu wollen wir auch den Dialog zwischen den Generationen unterstützen: Wie können sich Babyboomer und GenZ, also die nach 1995 Geborenen, besser verstehen in ihren sehr unterschiedlichen Sichtweisen auf die Themen Arbeit und Lebenssinn?
Eines meiner großen Ziele ist es zudem, die Angebote der Seniorenakademie auf die Stadtteile auszuweiten, wo sie kaum bekannt und für viele schlicht unerreichbar sind. Ich lebe beispielsweise im Eisbachtal - da kennt man uns kaum! Und selbst wenn: Mit Rollator steigen Sie auch nicht mal eben so in den Bus, um im Stadtzentrum einen Kurs zu besuchen.
Neben Ihrer Arbeit für die Seniorenakademie wurden Sie jüngst mit den meisten Stimmen aller Kandidat:innen in den Wormser Seniorenbeirat gewählt. Warum braucht es ein solches Gremium in einer Stadt?
Es ist gut und wichtig, dass es den Seniorenbeirat in Worms gibt! Mit 15 Mitgliedern ist er breit aufgestellt, weil jedes Mitglied einen anderen beruflichen und privaten Hintergrund mitbringt. So hat das Gremium einen breiten Blick auf die Rahmenbedingungen, die es für ältere Menschen in der Stadt gibt. Das bringt einen guten Zugang zu den Bürgerinnen und Bürgern und viele Themen mit sich. Wir sind ein Beratungsgremium und können so nah an der Bürgerschaft sein.
Sehen Sie Anknüpfungspunkte zwischen der Beiratsarbeit und der Seniorenakademie?
Ja. Grundsätzlich gibt es in Worms schon viele Angebote für Seniorinnen und Senioren in der Stadt. Aber trotz des Seniorenkalenders sind viele nicht wirklich bekannt, sodass es parallele Angebote oder eben auch Lücken gibt. Da könnte man viele Synergieeffekte nutzen zwischen den Anbietern und sich richtig gut vernetzen. Schließlich sind Ressourcen endlich: Gute Absprachen könnten das Programm erweitern und verbessern. Da gibt es viele Optimierungsmöglichkeiten. Mir ist es wichtig, dass wir zusammenarbeiten und Ideen bündeln, sodass wir gemeinsam ein gutes, umfassendes Programm schaffen können, das möglichst viele Menschen erreicht. Zurzeit gibt es zum Beispiel viele Vorträge zu Vorsorgevollmachten - in fünf verschiedenen Angeboten sitzen dann jeweils einige Interessierte. Warum machen wir nicht gemeinsam eine größere Veranstaltung? Viele Teilnehmer haben auch unterschiedlich viele Fragen, die die Veranstaltung lebendiger und breiter machen kann. Davon würden alle profitieren, ohne dass man sich gegenseitig etwas wegnehmen würde. Und auch hier wieder: Mit gebündelten Ressourcen können wir das Ganze auch in die Stadtteile bringen, um auch hier die Seniorinnen und Senioren zu erreichen.
Vielen Dank für das Gespräch
Zur Person
Rita Schwahn ist 66 Jahre alt. "Ich starte gerade in meinen neuen Lebensweg als Seniorin", sagt die Diplom-Pflegewirtin, klinische Ethikberaterin und pädiatrische Intensivfachkraft. Sie wohnt in Worms-Heppenheim und hat einen erwachsenen Sohn. Ihre Hobbys sind das Kennenlernen verschiedener Kulturen, das Reisen, Architektur und Lesen.