"Nachdem der letzte Kurs im Mai abgeschlossen war, fanden sich so schnell neue Interessentinnen, dass wir einen Sommerkurs anboten." Bei der Zertifikatsüberreichung am 29. August freut sich Ina Baal über die große Nachfrage. Die sechs Teilnehmerinnen können nach fünf Seminareinheiten und 15 bis 20 Stunden Praktikum ehrenamtlich arbeiten oder das Erlernte in der eigenen Familie nutzen. Ina Baal: "Sie sind aber auch Multiplikatorinnen, wenn es um Verständnis für die Krankheit geht."
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Seniorenheimen, Sozialstationen und Wohngemeinschaften leisten unschätzbare Arbeit bei der Betreuung dementer Menschen. Um auf deren emotionale Bedürfnisse einzugehen, fehlt ihnen aber allzu oft die Zeit. Kompetente ehrenamtliche Unterstützung ist deshalb dringend notwendig. Die meisten der Teilnehmerinnen des Sommerkurses wissen das aus eigener Erfahrung: Barbara Ciezkowski hat lange in der Sozialstation St. Lioba gearbeitet, Barbara Pietschmann in einem Senioren- und Pflegezentrum. Daran möchten sie nun, in ihrem Ruhestand, anknüpfen. Aber anders. Barbara Pietschmann: "Endlich kann ich ohne Druck mit den Menschen arbeiten."
"Es tut mir gut, ihnen gut zu tun."
Gabi Seibel arbeitet im Service eines Seniorenheimes und ist froh, mit Hilfe des Kurses nun viel offener auf demente Menschen zugehen zu können. "Ich habe nicht mehr solche Berührungsängste und traue mich mehr Körperkontakt. Der ist so wichtig für die Leute - und es tut mir selber so gut, ihnen gut zu tun."
Auch Edelgard Gardt, seit Frühjahr Seelsorgerin im Burkhardhaus, hat an dem Kurs teilgenommen: "Ich habe jetzt viel mehr im Blick, welche Ressourcen die Menschen haben und woran man anknüpfen kann. Wenn ich eine Andacht gestalte, mache ich noch mehr Angebote für alle Sinne und beziehe mich noch deutlicher auf die Biographien. Welche Lieder kennen die Menschen? Welche Symbole sind ihnen vertraut? Welche Blumen lieben sie besonders? Und in meine Gespräche nehme ich viel bewusster das Schwere und das Schöne mit hinein - alles ist wertvoll, alles gehört zur Lebensgeschichte dazu."
Die Bedeutung der individuellen Lebensgeschichte betont Ina Baal auch, als sie gemeinsam mit Rita Bollinger symbolisch einen Korb mit den Kursinhalten füllt. Für die Arbeit mit der Biografie kommt ein Lebensfaden hinein, für die vielen rechtlichen Aspekte der Arbeit, etwa im Bereich Datenschutz, Schweigepflicht oder Sozialversicherung, ein Sozialgesetzbuch. Aber es gibt einen roten Faden, der alles zusammenhält. Ina Baal: "Bei all den vielen Aspekten der Weiterbildung geht es im Kern immer um eine Haltung der Wertschätzung im Kontakt mit den Menschen. Ob wir tanzen, singen, lachen oder reden - das ist immer die Grundlage. Das Herz wird nicht dement!"